Biologischer Schutz von Apfelbäumen

Apfelbaum – Krankheiten und Schädlinge

Apfelbäume gehören zu unseren am häufigsten angebauten Obstarten. Im direkten Verhältnis dazu sind sie am stärksten von Krankheiten und Schädlingen betroffen. Wer Äpfel ohne den Einsatz von „Chemie“ anbauen möchte, sollte vor der Pflanzung seine Erwartungen, Möglichkeiten und Ansprüche an den Apfelbaum realistisch einschätzen und die Standort-, Sorten- und Unterlagenwahl entsprechend anpassen. Bei der Wahl eines geeigneten Standortes sollten dauerhaft beschattete Bereiche, Frost Mulden und Standorte mit hohem Grundwasserstand vermieden werden. Obwohl Apfelbäume keine besonderen Ansprüche an den Boden stellen, zählen ausreichende Feuchtigkeit, Luft und Nährstoffe im Boden sowie ein passender pH-Wert des Bodens zu den Grundvoraussetzungen für ihren erfolgreichen Anbau. Daher sollten Bodens mit guter Struktur und ausreichend Humusgehalt bevorzugt werden. Die Frage der Bodenqualität ist noch wichtiger, wenn wir uns entscheiden Bäume auf schwachen Unterlagen anzubauen. Bei der Sortenauswahl sollten wir neben der Resistenz gegen die wichtigsten Pilzkrankheiten auch die klimatischen Bedingungen des Standortes berücksichtigen.

Apfelbäume – Krankheiten

Apfelschorf (Venturia inaequalis)

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Apfelbäume – KrankheitenApfelschorf (Venturia inaequalis)

Apfelschorf richtet die grössten Schäden an Blättern und Früchten an, kann aber auch Blüten und Schösslinge befallen. Zuerst ist es an den Blättern zu erkennen, wo es auf der Unterseite dunkle Flecken verursacht. Später bildet sich auf der Blattoberseite ein samtig brauner Belag und scharf abgegrenzte, ovale, braunschwarze Flecken. Die Blätter verformen sich mit der Zeit, werden braun und fallen vorzeitig ab. Ende Mai befällt der Schorf auch Früchte. Auch spätere Infektionen können bei der Lagerung zu Schäden führen.

 

  Apfelmehltau (Podosphaera leucotricha)

Apfelmehltau macht sich am häufigsten auf Blättern bemerkbar, wo er einen weissen Belag bildet, oder auf Früchten, wo er ein charakteristisches marmoriertes Aussehen entwickelt. Zu den besonders empfindlichen Sorten zählen die beliebten Jonathan, Idared oder Jonalord. Weniger ausgeprägte Krankheitssymptome sind an den Knospen zu beobachten, die im Gegensatz zu gesunden Knospen leicht geöffnet sind und sich in Form und Farbe von der gesunden unterscheiden. Mit Mehltau infizierte Knospen treiben vorzeitig aus, werden zerzaust, entwickeln sich unzureichend, ganze einjährige Schösslinge verkümmern und

Podosphaera leucotricha
Apfelbäume – KrankheitenApfelmehltau (Podosphaera leucotricha)

vertrocknen häufig und fallen anschliessend ab. Auch Blüten können vom Apfelmehltau befallen werden.

 

Im Gegensatz zum Schorf überwintert der Apfelmehltau in infizierten Knospen, meist an den Enden der Schösslinge. Unter geeigneten Bedingungen kann es bereits vor der Blüte zu einer Ausbreitung der Krankheit kommen. Anschliessend werden die Konidien (die Fortpflanzungsorgane des Pilzes) durch Luftströmungen verbreitet. Dem Apfelmehltau passt warmes und trockenes Wetter, auch wechselnde Nass- und Trockenperioden. Länger anhaltende Winterfröste bei -15 bis -20 °C passen ihm dagegen nicht.

   

Fruchtmonilia (Monilia fructigena)

Monilinia fructigena
Fruchtmonilia (Monilia fructigena)

Am deutlichsten ist es bei reifenden oder bereits reifen Früchten zu erkennen. Das Fruchtfleisch der infizierten Früchte verfärbt sich braun und auf Oberfläche bilden sich typische konzentrische Kreise kissenförmiger Konidienträger (die Fortpflanzungsorgane des Erregers), die weisse bis gelbe Farbe haben. Infizierte Früchte fallen ab oder vertrocknen und bleiben mumifiziert an den Bäumen hängen. Der Pilz befällt auch Blüten, Blätter, Triebe, Zweige und junge Früchte. Nach dem Befall verwelken die Blüten, die jungen Früchte entwickeln sich nicht weiter, werden braun, vertrocknen und bleiben am Baum hängen. Ausserdem kommt es bei der Moniliose auch zu Lagerschäden durch Schwarzfäule.

          

Bodenbakterium (Agrobacterium tumefaciens)

Bakteriálna nádorovitosť koreňov (Agrobacterium tumefaciens)
Bodenbakterium (Agrobacterium tumefaciens)

Diese bakterielle Erkrankung zeigt sich durch verlangsamtes Wachstum infizierter Bäume. Vor allem an den Wurzeln, aber auch am unteren Teil des Stammes bilden sich Wucherungen in Form von Tumoren. Diese sind zunächst weich, verholzen später jedoch und nehmen eine stark gefurchte Form an. Während der Entwicklung verändert sich ausserdem ihre Farbe von hellweiss auf braun. Die Krankheit hat ein breites Wirtsspektrum, neben Obstkulturen (Äpfel, Birnen, Quitten, Himbeeren, Kirschen) und Weinreben befällt sie auch viele Zier- und Wildarten. Es ist sehr wichtig nur gesunde Setzlinge zu pflanzen.

Feuerbrand (Erwinia amylovora)

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Apfelbäume – KrankheitenFeuerbrand (Erwinia amylovora)

Diese Quarantänekrankheit ist für Obstbauern in den meisten europäischen Ländern ein Albtraum. Die Kenntnis der Symptome ist umso wichtiger, da im Falle eines Befalls derzeit keine andere, wirksamere Lösung als die Vernichtung des befallenen Baumes zur Verfügung steht. Infizierte Blüten sind wässerig, welken und werden mit der Zeit schwarz. Nach ihrem Tod bleiben sie am Baum hängen. Auch an Blättern und Trieben sind ähnliche Symptome zu erkennen, deren Enden sich hakenförmig verbiegen. Es bilden sich begrenzte, wässerige, braune Nekrosen auf dem Holz. Auch Früchte können betroffen sein. Allerdings können die Symptome des Feuerbrands relativ leicht mit anderen Erkrankungen verwechselt werden, beispielsweise mit der Birnentriebwespe, vor allem bei Birnen auftretenden Blattbrand Krankheit oder verschiedenen Pilzerkrankungen, unter anderem der Fruchtmoniliose. Im Gegensatz zu diesen ist Feuerbrand allerdings dadurch gekennzeichnet, dass sich häufig an allen befallenen Pflanzenteilen Tropfen des bakteriellen Exsudat bilden.

    

Apfelbäume – Schädlinge

Zu den häufigsten Schädlingen an Apfelbäumen zählen Blattläuse, Apfelwickler, die Apfelsägewespe (Hoplocampa testudinea), der Apfelblütenstecher (Anthonomus pomorum) und die Obstbaumspinnmilbe (Panonychus ulmi). Ausserdem können den Apfelbäumen auch polyphage (mehrere Arten schädigende) Schädlinge wie z.B. Amerikanischer Webebär (Hyphantria cunea), Blutlaus (Eriosoma lanigerum), Spanner, Holzwürmer, Schildläuse schaden.

          Blattläuse (Aphididae)

Die häufigsten Schädlinge an Apfelbäumen sind die Apfelblattlaus (Aphis pomi), die Wegerichblattlaus (Dysaphis plantaginea) und die Blattlaus (Dysaphis devecta). Sie überwintern im Eistadium auf Apfelbäumen. Die Larven schlüpfen meist im April, etwa zur Zeit des Apfelaustriebs. Sie verursachen Schäden durch Saugen an den Blättern, wodurch verschiedene Deformationen entstehen. Das süsse Ausscheidungsprodukt der Blattläuse heißen Honigtau verunreinigt die Blattoberfläche und zieht verschiedene Insekten, insbesondere aber Ameisen an. Mit Honigtau kontaminierte Pflanzenteile können von Kriebelmücken befallen werden, wodurch die Leistungsfähigkeit des Assimilationsapparates herabgesetzt wird. Blattläuse haben ein enormes Fortpflanzungspotenzial. Infizierte Pflanzen werden erheblichem Stress ausgesetzt, wodurch sie in ihrem Wachstum zurückbleiben, in manchen Fällen können auch die Früchte beschädigt werden und aufgrund des unreifen Gewebes kann auch die Frostresistenz verringert sein. Besonders gefährdet sind jüngere und mit Stickstoff gedüngte Bäume.

         Grüne Apfelblattlaus (Aphis pomi)

Grüne Apfelblattlaus (Aphis pomi)

Außer Apfelbäumen kann Aphis pomi auch Birnen, Weißdorne, Mispeln und Vogelbeeren schädigen. Das flügellose Weibchen misst 1,5–2,0 mm und ist grasgrün gefärbt. Die Larven sind grün mit schwarzen Beinen und Fühler.Durch Saugen beschädigte Blätter kräuseln sich, bleiben aber grün. Bei starkem Befall vertrocknen ganze Triebe. Ende Mai/Anfang Juni entwickeln sich geflügelte Weibchen, die zu anderen Bäumen fliegen und neue Kolonien gründen. Diese können im Juni und Juli die grössten Schaden anrichten.Apfelblattläuse können während der Wachstumsperiode 10–13 Generationen aufweisen. Da sich seine gesamte Entwicklung auf einem einzigen Wirt abspielt (monozyklische Art), kann sie sich erheblich ausbreiten.         

Plantaginea-Blattlaus (Dysaphis plantaginea)

Apfelbäume – SchädlingePlantaginea-Blattlaus (Dysaphis plantaginea)

Es handelt sich um eine dizyklische Art, bei der der Apfelbaum der Primärwirt und der Spitzwegerich der Sekundärwirt ist. Gemeinsames Merkmal der verschiedenfarbigen flügellosen Individuen ist ein wachsartiger Überzug.Durch das Saugen rollen sich die Blätter nach unten ein, verfärben sich rot und können später abfallen. Bei starkem Befall können sogar junge Triebe geschädigt werden. An einem Apfelbaum entwickeln sich nur wenige Generationen. Schon im Mai fliegen die ersten geflügelten Exemplare auf die Wegerichpflanzen.

         

Apfelfaltenlaus (Dysaphis devecta)

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Apfelfaltenlaus (Dysaphis devecta)

Ein Befall mit dieser Blattlaus zeigt sich durch eine Verdickung der Blattränder und Einrollen der Blätter.Auf der Blattoberseite kommt es zu verschiedenen Deformationen in Form von roten, rosa oder gelben Schwellungen des Blattgewebes. Auch Früchte, die rote Flecken entwickeln, können beschädigt sein.

Die Apfelfaltenlaus (Dysaphis devecta) ist eine monozyklische Art.

                  

Apfelwickler – Cydia pomonella

Cydia pomonella
Apfelbäume – SchädlingeApfelwickler – Cydia pomonella

Cydia pomonella-Larven verursachen die sog. echte Wurmigkeit der Früchte. Ein Kothäufchen in der Nähe des Eingangs weist auf einen Befall hin. Es folgt ein gerader, leicht gekrümmter Gang, der zum Kern führt, wo die Larven die Samen zerstören. Das Innere beschädigter Früchte ist mit den Exkrementen der Schädlinge gefüllt. Je nach Größe der Frucht zum Zeitpunkt des Befalls kann eine Larve 1–3 Äpfel schädigen. In Österreichi entwickeln sich üblicherweise zwei Generationen des Schädlings. In den wärmsten Gebieten können wir manchmal eine teilweise Entwicklung der dritten Generation beobachten. In kälteren Gebieten und kälteren Jahren entwickelt sich dagegen meist nur eine Generation. Von der ersten Schädlingsgeneration geschädigte Früchte schließen ihre Entwicklung häufig nicht ab und fallen während der Wachstumsperiode ab. Die zweite Schad Generation ist für eine deutlich verkürzte Lagerfähigkeit der Früchte verantwortlich, da diese häufiger von verschiedenen Pilz-Pathogenen befallen werden.

Apfelsägewespe – Hoplocampa testudinea

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Apfelbäume – SchädlingeApfelsägewespe – Hoplocampa testudinea

Die Larven verursachen u. a. früher Wurmbefall von Apfelbäumen. Die Larven des Schädlings überwintern im Boden in einer Tiefe von 2–2,5 cm. Die ersten erwachsenen Tiere erscheinen manchmal schon Ende April, am häufigsten jedoch Anfang Mai, wenn die Apfelbäume blühen. Kurz nach dem Schlüpfen legen die Weibchen ihre Eier mit Hilfe ihrer Legebohrer in die Kelchblätter der Apfelblüten. Nach 6–20 Tagen schlüpfen Larven aus den Eiern. Die jüngsten Larven beschädigen lediglich die Oberfläche der sich entwickelnden Frucht, so dass sich später krustige Narben auf der Frucht bilden, die beschädigte Frucht jedoch nicht abfällt. Ältere Larven fressen das Innere der Früchte, die im Laufe des Junis, eins bis zwei Wochen vor dem durch den Apfelschorf verursachten Fruchtfall, abfallen. Eine Larve kann im Laufe ihres Lebens 3–4 Früchte beschädigen. Erwachsene Larven verlassen abgefallene Früchte oder sinken von nicht abgefallenen Früchten auf den Boden, wo sie überwintern. Einige Larven können die gesamte folgende Vegetationsperiode in Diapause überleben, die erwachsenen Tiere schlüpfen erst im folgenden Jahr.

        Anthonomus pomorum  (Anthonomus pomorum)

Der Befall mit dem Schädling Anthonomus pomorum wird durch beschädigte Blüten mit vertrockneten und braunen Blütenblättern angezeigt. Die Schäden, die ausgewachsene Tiere an den Knospen und später an den Früchten verursachen, entgehen unserer Aufmerksamkeit weitgehend.

Apfelbäume – Schädlinge– Apfelblütenstecher
Anthonomus pomorum

Erwachsene Käfer überwintern in verschiedenen Unterschlüpfen und in der Oberflächenschicht des Bodens. Im Frühjahr fliegen sie in Obstgärten, wo sie sich von Knospen und später von Blättern ernähren. Die Weibchen legen ihre Eier in grüne Blütenknospen. Die geschlüpften Larven fressen alle Teile der Blüte und verpuppen sich anschließend. Die ausgewachsene Tiere ernähren sich nach dem Schlüpfen für kurze Zeit von Blättern, manchmal können sie auch Früchte anstechen und ab Ende Juni kriechen sie in Verstecke, wo sie in den sogenannten Sommerdiapause bis zum Herbst verbleiben und ziehen dann in Winterquartiere um.

 

         Roztočec ovocný (Panonychus ulmi)

Panonychus ulmi
Apfelbäume – SchädlingeObstbaumspinnmilbe (Panonychus ulmi)

Von Obstbaumspinnmilben befallene Triebblätter bleiben klein und ihre Ränder oder sogar die ganze Blätter trocknen aus. Später während der Wachstumsperiode werden die Blattunterseiten braun und die Blattoberseiten bronzefarben. Infizierte Blätter können sich kräuseln, austrocknen und abfallen. Mit einer Lupe kann man den rot gefärbten Schädling erkennen. Besonders bei trockener und warmer Witterung kann es zu starkem Befall mit Obstbaumspinnmilben kommen.